(10.09.04 13:23)

Es ist wirklich höchste Zeit, dass wir in der Softwareentwicklung endlich ein paar substantielle Fortschritte machen. Die grundsätzlichen Dinge wie beispielsweise das DRY-Prinzip, systematisches Unit-Testing und Disziplin sollten für einen Software-Entwickler heutzutage eine Selbstverständlichkeit sein; Grundlagen, die nun endlich einmal jeder kapiert haben sollte, der Software entwickelt und der nicht einfach vor sich hin pfriemelt und irgendwelche Progrämmchen schreibt. Dann können wir uns nämlich zur Abwechslung mal um die wirklich schwierigen Dinge kümmern. Zum Beispiel um die Frage, wie wir Software konsequent als Wertschöpfungselement gestalten und umsetzen können, oder wie wir konsistente und vollständige Domänenmodelle entwerfen. Ein anderes ebenso wichtiges Thema sind die Integrationstests für komplexe Systeme und das Testen anspruchsvoller Benutzerschnittstellen. Oder die Frage, wie benutzerfreundliche Anwendungen aussehen müssen, die den Anwender als Problemlöser ansehen und ihn als solchen zielorientiert unterstützen, anstatt ihn als willfährige Ressource im Dienste des Computers zu vergewaltigen.

Da liegt wahrlich noch ein grosses Stück Arbeit vor uns. Wir müssen endlich unsere selbstgefällige Technikverliebtheit aufgeben und uns an den tatsächlichen Bedürfnissen unserer Kunden orientieren. Vergessen wir für einen Moment J2EE, .net, Web-Services und all die anderen ach so wunderbaren Technologien. Die sind nämlich nicht selten Teil unseres Problems. Wenn es darum geht, die Dinge einfacher zu machen, dann hat unsere Branchen in weiten Teilen schlicht versagt. Das Mass an zufälliger und ungewollter Komplexität, mit der wir uns heute in der Softwareentwicklung herumschlagen müssen, hat beängstigende Grössen angenommen. Unsere Branche ist mehr und mehr in einem Teufelskreis der Effizienzsteigerung gefangen, deren Motto lautet: Weniger schlecht ist besser. Die Effektivität bleibt dabei immer häufiger auf der Strecke.

Machen wir uns nichts vor: Die Informatik löst heute häufig Probleme, die durch sie selbst geschaffen worden sind. Unsere Zunft, getrieben von Werkzeugherstellern und ihren Marketingabteilungen, hat sich der Effizienz in einem ungesund hohen Masse verschrieben und dabei vielfach das eigentliche Ziel aus den Augen verloren, nämlich handfeste fachliche Probleme zu lösen, die ihren Ursprung nicht in von Informatikern selbst geschaffener Komplexität haben. Immer häufiger liefert unsere Branche jedoch Antworten auf Fragen, die niemand gestellt hat. Das kann auf die Dauer nicht gut gehen!

-nemo :-)

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Der zweite Fall Steinschlag

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