(06.10.04 19:53)

Jedes System hat sein Hüter, die es beschützen. Diese Hüter identifizieren sich mit dem System und werden daher sehr zornig, wenn man das System kritisiert. Die Kritiker wollen das System zerstören und scheuen sich nicht davor, mit dem Hammer darauf einzuschlagen. Doch schrecken sie davor zurück, die Hüter zu verletzen oder gar zu töten. Sie versuchen also das System zu zerstören, ohne die Hüter zu verletzen. Das aber geht nicht, und deshalb bleiben die Systeme.

Wenn ein Aussenstehender die Systemhüter auf einen verdorbenen Systemteil hinweist, dann sehen die Hüter das als Reparaturproblem und bestellen Handwerker. Der Systemkritiker möchte aber eigentlich sagen, dass er das ganze System für marode hält. Wenn er das aber so direkt sagt, dann bringt er damit die Hüter gegen sich auf, denn diese empfinden den kritischen auf das System gerichteten Blick des Kritikers als auf sie selbst gerichtet.

Für eine Berater oder Coach ergibt sich daraus ein Dilemma: Eigentlich ist es seine Aufgabe, dem Kunden zu helfen. Wenn er aber auf Probleme und Mängel im System hinweist, dann riskiert er den Kunden zu verärgern. Nicht umsonst warnt G. Weinberg davor, dem Kunden mehr als eine 10 prozentige Verbesserung zu versprechen. Solange der Rat des Beraters in den Augen des Kunden ein Reparaturvorschlag ist, kann er diesen gefahrlos akzeptieren; 10 Prozent klingt nach Reparatur, was darüber hinaus geht nach Kritik.

Wie können wir ein marodes System zerstören ohne dessen Hüter ernsthaft zu verletzen? Können die Hüter ohne ihr System überhaupt überleben, oder werden sie über den Verlust des Zerstörten so oder so zugrunde gehen? Und wenn die Hüter zum Schluss kommen, dass sie ohne das System nicht überleben können, was werden sie dann tun? Können die Hüter überhaupt erkennen, dass sie Hüter sind? Tritt auch der Kritiker als Hüter auf? Kann der Hüter eines Systems zu dessen Kritiker werden?

Manche Tage hinterlassen einen ordentlichen Knoten im Kopf. Da wünscht man sich dann einen geschliffenen Geist, dessen Schärfe dem Schwert des grossen Alexanders ebenbürtig sei.

-nemo :-)

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